Sonntag, 13. September 2015

#19 mein erster Monat

Hola,
mein erster Monat lässt sich in drei Worten zusammenfassen: Überfordert, Müde und Überrumpelt.
Überfordert:
Man kennt viele Dinge nicht und wenn man doch etwas kennt ist es trotzdem so total anderst. Man sieht/ isst/ trinkt jeden Tag etwas, dass man noch nicht kennt und da ich versuche mir von so vielem wie möglich die Namen zu merken ist mein Kopf teilweise kurz vor dem explodieren.
Auch iese Frage: Was möchtest du machen? Ich denke mir nur immer so: Ich hab keine Ahnung, was man hier machen kann, noch möchte ich irgendetwas entscheiden, was dann am Ende vielleicht blöd ist. Genau die gleich Überforderung mit dem Essen. Was möchtest du heute Essen? Öööhm keine Ahnung, was man hier so isst?! Ich esse einfach das, was alle essen?! Auch mit einigen Situationen bin ich überfordert. Beispielsweise, wenn wir jemanden treffen läuft das in meinem Gehirn etwa so ab:
Oh Leute. Okay sie kennen also meine Familie. Reden sie jetzt mit uns? Okay ja. Sie begrüßen meine Familie. Meine Familie stellt mich vor. Sie stellen sich vor. Begrüßen sie mich jetzt auch mit Backenküsschen? Okay nein sie kommen nicht auf mich zu. Soll ich jetzt auf sie zugehen? Okay kurz nachdenken...
Und dann ist das ganze auch schon vorbei und jeder geht wieder seines Weges. Es klingt ein bisschen komisch, aber das sind so die Gedanken, die mir täglich durch den Kopf schießen. Denn ich hab ja keine Ahnung, was in Uruguay normal ist.
Auch das Spanische macht mir noch ziemlich zu schaffen. Sprechen klapp mittlerweile ganz gut und dank meinem besten Freund -dem Wörterbuch- und einer Freundin, die im Notfall auch mal von Englisch auf Spanisch übersetzen kann, aber das verstehen ist teilweise echt schwer. Vor allem der männliche Teil meiner Familie, also meine Brüder und mein Vater, und einige Klassenkameraden und Lehrer sind echt schwer zu verstehen. In der Schule lernt man ja Castellano und der Unterschied von Castellano zu Uruguayo ist ungefähr so, wie von Hochdeutsch zu Schweizerdeutsch. Aber ich bin zuversichtlich, dass das wird. Hab ja noch 10 Monate zum Lernen :). Das den ganzen Tag in einer Fremdsprache sprechen und diese zu hören führt unweigerlich zum nächsten Punkt.
Müdigkeit:
Ich denke jeder ATS versteht mich in diesem Punkt. Diese allgegenwärtige Müdigkeit (ich bin sogar einmal im Unterricht eingeschlafen) macht mir persönlich ganz schön zu schaffen.
Eine Lösung wäre ja z.B. früh ins Bett zu gehen. Aber leider isst meine Familie hier so gegen 11 Uhr zu Abend, deshalb fällt das schonmal weg. Bleibt nur noch Mittagsschlaf. Ist hier sowieso normal, aber irgendwie fühlt man sich so unproduktiv, wenn man am Abend über den Tag nachdenkt und bemerkt: WOW ich habe so ca. 12 h meines Tages im Bett verbracht. Aber ich denke auch das wird sich mit der Zeit bessern.
Überrumpelt:
OMG da kommen Leute. Ich kenne sie nicht, aber aus irgendeinem Grund kennen sie mich. Ich habe kein Problem mit Menschen, aber mit Leuten, die ich nicht kenne gleich so viel Körperkontakt habe ist seeehr ungewohnt für mich. Meistens stehe ich da wie ein Stock, weil ich überrumpelt bin.
Aber ich bin auch überrumpelt von der Herzligkeit aller. Meine Schwester vermisst mich jetzt schon, wenn wir uns mal einen Tag (ich war auf einem Ausflug) nicht sehen. Ich frage mich, wie der Abschied nach einem Jahr wird.

So im großen und ganzen kann ich sagen, dass ich mit Körper und Geist in Uruguay angekommen bin. Klar bin ich immernoch relativ viel alleine, aber dadurch, dass ich mittlerweile Struktur in meinen Alltag gebracht habe, durch Hobbys etc., sitze ich nicht mehr so viel zu Hause rum. Ich habe in der Schule jetzt auch zwei Mädels gefunden, die auch schon mit mir was unternommen haben. Es war auch echt toll, mit der einen war ich den ganzen Mittag zu Hause und wir haben eigentlich nur gelacht, gegessen und 6 nimmt gezockt. Mit der andren war ich feiern und ich muss sagen das normale feiern gehen ist viiiel besser, als bei der Massenparty am Nationalfeiertag. Das allerlustigste war, dass uns (Hannah, eine andere ATS, und ich) irgendwann so Typen angequatscht haben und als wir sie nicht verstanden haben, haben sie halt gefragt wo wir her sind. Wir dann so: "Aus Deutschland" und damit war der Käse für uns gegessen. Für die Typen leider noch nicht denn irgendwann piksten sie mir in den Rücken und fragten, ob ich aus Ost- oder Westdeutschland käme. Ich versuchte ihnen dann klarzumachen, dass es nur noch ein Deutschland gibt. Sie wollten wir nicht glauben, also fragten sie Hannah, die darauf prompt erwiderte, dass es drei Deutschlands gäbe. Über diese Aussage mussten sie erstmal nachdenken, was in ihrem zustand der Betrunkenheit bestimmt schwer war, und waren sie zum Glück los. Auf jeden Fall guter Einfall Hannah :D!
Mit der Familie ist auch alles super, ausser, dass sie mir nie glauben wollen, dass ich keinen Hunger mehr habe :).
Morgen müssen dann auch die Baden-Württemberger endlich wieder zur Schule :P. Ich wünsche euch einen schönen Schulstart!
Und Josefa: Viel Spaß in Deutschland, bei meiner Familie und bei allem anderen! Wenn sie blöd zu dir sind räche ich mich in 10 Monaten an ihnen!
Tschauiii
Maleia

2 Kommentare:

  1. Awwwwww :D Liebe Grüße von uns allen! Disfruta mucho tu intercambio! Liebe, Josieeeeeee :D

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  2. Danke!
    Disfruta tu intercambio también!

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